
Das komplexe regionale Schmerzsyndrom (CRPS) ist eine komplexe Erkrankung, die durch eine Vielzahl von Symptomen aus den Bereichen der somatosensorischen, motorischen, autonomen sowie psychologisch-kognitiven Dimensionen gekennzeichnet ist. Diese Symptome und Befunde können sich im Verlauf der Erkrankung verändern und variieren oft von Patienten zu Patienten. Aus diesem Grund ist es entscheidend, CRPS aus der Perspektive des biopsychosozialen Modells zu betrachten und mit einem modernen, integrierten multimodalen Konzept zu behandeln.
Neue Erkenntnisse in Ätiologie und Pathogenese
Obwohl die genaue Ursache für das Auftreten eines CRPS noch nicht eindeutig geklärt ist, wird heute angenommen, dass es das Resultat einer überschießenden Reaktion auf eine Verletzung ist, die sowohl periphere als auch zentrale pathophysiologische Prozesse umfasst. Frühere Annahmen, etwa dass eine sympathische Dysfunktion das Hauptproblem darstellt oder CRPS in stereotypen Stadien verläuft, wurden inzwischen widerlegt. Auch gibt es keinen Zusammenhang zwischen der Entstehung eines CRPS und der Vorgeschichte schmerzhafter psychischer Probleme oder Somatisierung.

In den meisten Fällen entwickelt sich CRPS nach einer Verletzung der Extremitäten, wobei es keinen direkten Zusammenhang zwischen der Schwere des Traumas und dem Auftreten der Erkrankung gibt. Häufig entsteht CRPS nach scheinbar banalen Verletzungen, während schwere Traumata nicht zwangsläufig zu CRPS führen. Ein hoher Schmerzwert eine Woche nach der Verletzung kann jedoch auf ein erhöhtes Risiko für die Entstehung eines CRPS hinweisen.
Prophylaxe und Verlaufsmilderung
Aktuelle wissenschaftliche Diskussionen drehen sich um verschiedene Möglichkeiten zur Vorbeugung oder Milderung des Krankheitsverlaufs von CRPS. Einige Studien legen nahe, dass eine frühzeitige und adäquate Rehabilitationsbehandlung nach einer distalen Radiusfraktur die Entwicklung eines CRPS verhindern könnte. Auch die Gabe von Vitamin C nach einer solchen Fraktur scheint einen positiven Effekt auf das Risiko der Entwicklung eines CRPS zu haben. Die Anwendung von Steroiden bei sehr frühzeitiger CRPS-Diagnose könnte zudem den Verlauf der Erkrankung verkürzen. Diese Ansätze erfordern jedoch noch weiterführende Studien, um endgültige Empfehlungen abgeben zu können.
Chronifizierungsprozess und Behandlung
Obwohl viele Patienten mit CRPS innerhalb eines Jahres eine deutliche Verbesserung erleben, erfahren etwa 40 % der Betroffenen eine langfristige Beeinträchtigung, obwohl trotzdem die Erkrankung ausgeheilt ist. Bei etwa 15-20 % der Patienten verläuft die Erkrankung chronisch. Psychische Komorbiditäten, wie etwa Angststörungen, können das Risiko einer Chronifizierung erhöhen. Invasive oder zu späte Therapieansätze begünstigen ebenfalls den Übergang in ein chronisches Stadium.
Patienten mit chronischem CRPS haben nicht nur mit anhaltenden Schmerzen zu kämpfen, sondern auch mit erheblichen motorischen Einschränkungen, die den Alltag erheblich beeinträchtigen können. Die Einschränkungen betreffen häufig den Bewegungsumfang und führen zu einem erlernten Nichtgebrauch des betroffenen Körperteils.
Veränderungen im Gehirn
In den letzten Jahren wurden in Studien mehrere Veränderungen im Gehirn von CRPS-Patienten nachgewiesen, insbesondere im Bereich der kortikalen Zentren. So wurden Veränderungen in der somatosensorischen Repräsentation der betroffenen Extremität beobachtet, wie etwa eine Schrumpfung des somatosensorischen Kortex. Neuere Studien zeigen jedoch, dass CRPS-Patienten eher eine vergrößerte Darstellung ihrer gesunden Extremität im Kortex haben. Diese Erkenntnisse sind Teil laufender wissenschaftlicher Diskussionen und erfordern weitere Forschung, um genauere Aussagen treffen zu können.
Diagnose und Behandlung
Die Diagnostik von CRPS erfolgt in der Regel klinisch, wobei apparative Verfahren wie funktionelle Magnetresonanztomografie (fMRT) und Elektroenzephalografie (EEG) in der Forschung eingesetzt werden, um Veränderungen im Gehirn sichtbar zu machen. Für die Behandlung von CRPS existieren mehrere Leitlinien, darunter die britische und die deutsche S1-Leitlinie, die die Bedeutung einer multimodalen Therapie betonen, die sowohl pharmakologische als auch psychotherapeutische und rehabilitative Maßnahmen umfasst.
Topische medikamentöse Therapie
Die Anwendung topischer Medikamente wie Dimethylsulfoxid (DMSO) oder Capsaicin wird kontrovers diskutiert. Während DMSO in einigen Ländern als Standardtherapie gilt, gibt es keine eindeutige Empfehlung für die Anwendung, da die Studienlage unklar ist. Capsaicin, das in Form von Pflastern oder Cremes zur Behandlung von CRPS eingesetzt wird, hat in einigen Studien positive Effekte gezeigt, aber auch hier sind die Ergebnisse nicht eindeutig.
Fazit und Ausblick
Es besteht weiterhin ein großer Forschungsbedarf, um die Ätiologie, Pathogenese und den Verlauf von CRPS besser zu verstehen und effektivere Behandlungsmöglichkeiten zu entwickeln. Vielversprechende neue Therapieansätze, wie etwa die Nutzung von Exergames oder spezielle Handschuhe zur sensiblen Stimulation, könnten künftig eine wichtige Rolle in der Rehabilitation von CRPS-Patienten spielen.
16.03.2025

Referenz:
https://www.thieme-connect.com/products/ejournals/pdf/10.1055/a-1266-4361.pdf
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