Chronische Schmerzpatienten leiden unter Stigmatisierung (gelbe-liste.de)

Chronische Schmerzpatienten leiden unter Stigmatisierung

In einer Umfrage der Deutschen Schmerzgesellschaft gab ein Großteil der Befragten mit chronischen Schmerzen an, stigmatisiert zu werden. Die Folgen für die Betroffenen sind dramatisch und betreffen alle Lebensbereiche und die medizinische Versorgung der Patienten.

Schmerzgrafiken
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Patienten mit chronischen Schmerzen leiden häufig doppelt. Die chronischen Schmerzen führen zu einem hohen Leidensdruck bei den Betroffenen und dazu kommt die Stigmatisierung von Schmerzpatienten. Diese Stigmatisierung trifft neun von zehn Schmerzpatienten – so das Ergebnis einer aktuellen Befragung des Arbeitskreises Patientenorganisationen der Deutschen Schmerzgesellschaft.

Vor allem Frauen mit chronischen Schmerzen von Stigmatisierung betroffen

Fünf Patientenorganisationen befragten im Zeitraum von 17.09.-07.10.2024 fast 1.200 Patienten mit neurologischen und/oder Schmerzerkrankungen. Die Ergebnisse der nicht repräsentativen Umfrage wurden auf dem Deutschen Schmerzkongress 2024 in Mannheim vorgestellt.

Die Teilnehmer der Umfrage litten vor allem an folgenden Krankheitsbildern:

  • Fibromyalgie 
  • Chronische Schmerzen 
  • Migräne

Von den Befragten gaben 90,9% an, Stigmatisierung zu erleben. Der Großteil der Befragten (90%) war weiblichen Geschlechts. Frauen sind demnach besonders von der Stigmatisierung betroffen. Das Alter der Teilnehmer bewegte sich mehrheitlich zwischen 55-64 Jahren. 

Stigmatisierung von Schmerzpatienten im medizinischen Bereich

Die Umfrage erbrachte noch weitere alarmierende Zahlen. Über 80% der Patienten berichteten, dass die Stigmatisierung auch im medizinischen Bereich auftritt. Konkret hatten 83,7 % der Befragten bereits einmal das Gefühl, dass ein Arzt oder eine andere medizinische Fachkraft ihnen das Ausmaß oder die Schwere ihrer Symptome nicht geglaubt hat. 

„Die Tatsache, dass Schmerzen unsichtbar sind, führt dazu, dass Betroffene nicht ernst genommen werden. Das kann zu einer fehlenden oder falschen Behandlung führen“, erklärt Heike Norda, Vorsitzende des Vereins UVSD SchmerzLOS e.V. Auch dies zeigt sich in den Umfrageergebnissen. Etwa 82% der Befragten ist der Meinung, dass ihm eine angemessene Behandlung verwehrt wurde, weil Ärzte und medizinisches Fachpersonal den Patienten nicht ernst genommen haben. Darüber hinaus gaben 34,1% der Befragten an, einen Arztbesuch schon einmal hinausgezögert oder vermieden zu haben, weil sie sich wegen ihrer Erkrankung schämten.

Rückzug und zunehmende Isolierung durch Stigmatisierung im privaten Umfeld

Schmerzpatienten erfahren Stigmatisierung nicht nur im medizinischen Bereich, sondern auch in ihrem privaten Umfeld. Von den Befragten gaben 43,3 % an, dass ihre Familien ihnen teils das Gefühl vermittelt, dass sie ihre Erkrankung übertreiben und 27% der Teilnehmer gaben an, dass ihr soziales Umfeld die Betroffenen selbst für ihre Erkrankung verantwortlich macht. Dieser Umstand beeinflusst die psychische Gesundheit von Menschen mit chronischen Schmerzen negativ und veranlasst sie zu Rückzug und Isolation vom sozialen Umfeld.

Folgen der Stigmatisierung im Beruf

Die soziale Isolation kann durch eine reduzierte Teilhabe im Erwerbsleben verstärkt werden. Denn die Auswirkungen der Stigmatisierung machen auch vor dem beruflichen Umfeld der Patienten nicht halt. In der Umfrage zeigte sich:

  • 25,0% der Befragten beziehen Erwerbsminderungsrente
  • 21,5% sind in Teilzeit tätig

Die Teilnehmer der Umfrage gaben an, dass ihre Erkrankung die Arbeitsleistung, ihre Arbeitsfähigkeit generell und auch die Beziehung zu Vorgesetzten und Kollegen beeinflusst. Mit Kollegen oder dem Chef über die Erkrankung zu sprechen, ist vielen Schmerzpatienten auch unangenehm. Viele Vorgesetzte (70,6%) zeigten nach Angaben der Befragten zwar Verständnis und Entgegenkommen, aber nur bei 19,2% der Befragten resultierte dies auch in einer spürbaren Verbesserung der Situation am Arbeitsplatz.

Aufklärungsmaßnahmen sollen Stigmatisierung von Schmerzpatienten abbauen

Auch wenn die Ergebnisse dieser Umfrage nicht repräsentativ sind, so zeigen sie auf, wo Schmerzpatienten Stigmatisierung begegnet und was die Folgen sind.

Chronische Schmerzen sind unsichtbar, sie weisen keine äußerlichen Merkmale auf. Dies könnte einer der Gründe sein, warum Betroffene nicht erst genommen werden und Stigmatisierung erfahren. „Wir brauchen mehr Aufklärung in der Gesellschaft und unter Fachkräften. Missverständnisse und Mythen über neurologische Erkrankungen und Schmerzerkrankungen müssen ausgeräumt werden, damit Menschen mit Schmerzen nicht zusätzlich ausgegrenzt werden“, fordert Norda.

Autor: Dr. Melanie Klingler

Stand: 21.11.2024

Quelle:
Deutsche Schmerzgesellschaft, Pressemeldung, 21.10.2024; abgerufen am 10.11.2024.

01.12.2024

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Referenz:

https://www.gelbe-liste.de/neurologie/chronische-schmerzpatienten-leiden-stigmatisierung

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