09.12.2024 | Verletzungen von Hüftgelenk und Oberschenkel | Nachrichten
Behandlung mit Pregabalin oder Gabapentin
Erhöhtes Hüftfrakturrisiko unter Gabapentinoiden?
verfasst von: Moritz Borchers
Daten einer australischen Fall-Kontroll-Studie sprechen dafür, dass die Einnahme von Gabapentinoiden mit einem erhöhten Hüftfrakturrisiko einhergeht, gerade bei Gebrechlichen und Nierenkranken.
Die Gabapentinoide Pregabalin und Gabapentin werden als Antikonvulsiva, aber auch als Schmerzmittel eingesetzt, etwa bei neuropathischen Schmerzen. Weil die Substanzen auch unerwünschte Ereignisse wie Benommenheit oder Gangstörungen nach sich ziehen können, hat sich ein internationales Team um Miriam Leung von der Monash University in Melbourne, Australia, angesehen, ob die Einnahme von Pregabalin und Gabapentin mit einem erhöhten Risiko für Hüftfrakturen einhergeht. Auf Basis einer Analyse verschiedener Registerdaten kommen die Forscherinnen und Forscher zu dem Schluss: „In dieser Fall-Kontroll-Studie von Australierinnen und Australiern, die wegen einer Hüftfraktur ins Krankenhaus eingeliefert wurden, war die Einnahme von Gabapentinoiden mit einem erhöhten Risiko für Hüftfrakturen verbunden, insbesondere bei Patientinnen und Patienten, die gebrechlich waren oder an chronischer Niereninsuffizienz (CKD) litten.“ Ihre Ergebnisse sprächen dafür, auf Gebrechlichkeit und CKD zu achten, wenn Gabapentinoide verschrieben werden sollten. Auf Basis seiner Daten geht das Team davon aus, dass Gabapentinoide das Frakturrisiko in einem ähnlichen Ausmaß erhöhen könnten wie andere Wirkstoffe, von denen bekannt sei, dass sie die Gefahr für Stürze steigerten, darunter Benzodiazepine, Antipsychotika oder Opioide.
Studie im Detail
Um einen etwaigen Zusammenhang zwischen Gabapentinoiden und dem Risiko für Hüftfrakturen abzuklären, haben die Forscherinnen und Forscher um Leung verschiedene australische Register angezapft und eine Fall-Kontroll-Studie durchgeführt, bei der die Betroffenen als ihre eigene Kontrollgruppe dienten. Heißt: Das Team wertete aus, ob kurz vor der Aufnahme ins Krankenhaus von einer Apotheke Gabapentinoide ausgegeben worden waren (Indexperiode; 60 Tage bis 1 Tag vor der Fraktur), und verglich das mit einer Referenzperiode (120–180 Tage vor der Fraktur). Um verschiedene potenzielle Störeinflüsse korrigiert ergab sich so schlussendlich ein um 30% höheres relatives Risiko für Stürze binnen 60 Tagen um eine Gabapentinoid-Ausgabe (Odds Ratio 1,30; 95%-Konfidenzintervall [95%-KI] 1,07–1,57). Bei gebrechlichen Personen fiel dieses Risiko noch höher aus (OR 1,75; 95%-KI 1,31–2,33) – und auch bei jenen mit CKD (OR 2,41; 95%-KI 1,65–3,52).
Um die Zahlen ins Verhältnis zu setzen: Basis der Studie waren Daten von Personen, die 50 Jahre oder älter waren und die zwischen 2013 und 2018 aufgrund einer Hüftfraktur im Bundesstaat Victoria hospitalisiert worden waren. Das traf auf rund 28.000 Personen zu, wobei Apotheken gut 3.000 davon vor ihrer Hüftfraktur wenigstens einmal Gabapentinoide ausgegeben hatten (rund 60% der Empfängerinnen und Empfänger waren 80 Jahre oder älter und das Gros Frauen [71%]).
Zu den potenziell verzerrenden Einflüssen, für die das Team seine Analyse korrigiert hatte, zählten:
- Einnahme weiterer psychotroper Medikamente (etwa Antipsychotika, Benzodiazepine, Antidepressiva u. a.).
- Veränderte Verschreibungspraktiken im Untersuchungszeitraum (im Zeitverlauf wurden laut Studienteam zunehmend mehr Gabapentinoide verschrieben/ausgegeben).
Das Wichtigste in Kürze
Frage: Ist die Einnahme von Gabapentinoiden mit einem erhöhten Risiko für Hüftfrakturen assoziiert?
Antwort: In einer australischen Studie war das bei Personen, die mindestens 50 Jahre alt waren, der Fall. Das Risiko war insbesondere für gebrechliche Personen und jene mit chronischer Niereninsuffizienz (CKD) erhöht.
Bedeutung: Das Team plädiert dafür, Gebrechlichkeit und CKD beim Verschreiben von Gabapentin und Pregabalin zu berücksichtigen.
Einschränkung: Basiert auf Apothekendaten zu ausgegebener Medikation (ob diese auch eingenommen wurde, und in welcher Dosis, ist unbekannt). Übertragbarkeit der Befunde auf andere Populationen/Länder nicht klar.
26.12.2024
Referenz:
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