Der Apotheker auf DocCheck
Reichen die üblichen Schmerzmittel bei Patienten nicht aus, können Ärzte auf Oxycodon zurückgreifen.
Was sollte man über das Opioid wissen?
Bei Oxycodon handelt es sich um ein Opioid, das zur Behandlung starker Schmerzen eingesetzt wird. Im Gegensatz zu Morphin ist es kein Opiat, da es nicht natürlich im Opium, dem getrockneten Milchsaft des Schlafmohns, vorkommt, sondern halbsynthetisch hergestellt wird. Es wirkt doppelt so stark gegen Schmerzen wie Morphin. Halbsynthetisch bedeutet, dass man es von einem Opiat ausgehend herstellt. Um Oxycodon zu erhalten, verändert man das Opiat Thebain.
Oxycodon wird vor allem bei Erwachsenen und Jugendlichen ab zwölf Jahren eingesetzt, wenn Schmerzen, wie sie zum Beispiel durch Krebs verursacht werden oder nach einer OP auftreten können, nicht ausreichend mit anderen Schmerzmitteln behandelbar sind.
Wie wirkt Oxycodon?
Oxycodon wirkt, wie alle Opioide, indem es µ-(My-), κ-(Kappa-) und δ-(Delta-)Opioidrezeptoren als Agonist aktiviert, was die Schmerzweiterleitung im zentralen Nervensystem hemmt. Die häufigste Darreichungsform ist die Retardtablette, die das Oxycodon nach und nach freisetzt. Die Dosierungen reichen von 5–80 mg. Neben den Retardtabletten sind für die Behandlung von Durchbruchschmerzen auch schnell freisetzende Formulierungen verfügbar.
Die empfohlene Anfangsdosis für opioidnaive Patienten beträgt im Allgemeinen zehn Milligramm alle zwölf Stunden, wobei die Tagesmaximaldosis bei 400 Milligramm liegt. Opioidnaiv ist das Gegenteil von opioidtolerant. Opiodtolerant ist man dann, wenn man bereits an Opioide gewöhnt ist. Das heißt, wenn man seit mindestens einer Woche 60 mg Morphin oder ein anderes Opioid einnimmt, das dieser Morphindosis entspricht. Zum Beispiel 30 mg Oxycodon. Wenn nicht, ist man opioidnaiv.
Für eine opioidtolerante Person wäre die geringe Dosis einer opioidnaiven Person zu gering und die Wirkung des Opioids nicht stark genug. Würde eine opioidnaive Person die Dosis der opioidtoleranten Person einnehmen, wäre die Gefahr der Nebenwirkungen, wie eine Atemdepression zu erleiden, erhöht. Sie kann zum Atemstillstand und zum Tod führen.
Die Gefahr einer Atemdepression ist auch bei opioidtoleranten Patienten gegeben, wenn die eingenommene Dosis zu hoch ist oder zusätzlich Alkohol getrunken wird oder andere zentral dämpfende Arzneimittel, wie Benzodiazepine, eingenommen werden.
Die Nebenwirkungen von Oxycodon
Oxycodon kann Nebenwirkungen wie zum Beispiel Übelkeit, Erbrechen und Verstopfung verursachen. Übelkeit und Erbrechen entstehen, weil Oxycodon das Brechzentrum aktiviert. Die Verstopfung kommt daher, da das Oxycodon auch im Darm an My-Rezeptoren bindet, wodurch die Darmbewegungen reduziert werden (s. Loperamid). Aus diesem Grund wird Oxycodon fast immer zusätzlich mit Lactulose oder Macrogol zum Abführen verordnet.
Aufgrund der Toleranzentwicklung bestehen diese Nebenwirkungen jedoch in der Regel nur am Anfang der Therapie. Während Übelkeit und Erbrechen meist nur anfangs auftreten, bleibt die Verstopfung allerdings bestehen.
Oxycodon ist, ebenso wie Tilidin, in der Fixkombination mit dem Opioidrezeptor-Antagonisten Naloxon auf dem Markt. Durch das Naloxon soll zum einen die Verstopfung gemindert werden, zum anderen der Missbrauch, da Oxycodon, vor allem in höheren Dosen, auch stark abhängig machen kann. Naloxon wirkt nach oraler Einnahme hauptsächlich lokal im Darm, indem es dort die Opioidrezeptoren blockiert, die die Verstopfung auslösen. Wird Oxycodon/Naloxon gespritzt, vermindert das Naloxon die zentralen Wirkungen von Oxycodon, indem es die Rezeptoren besetzt, die das Oxycodon gerne besetzen würde.
Oxycodon beeinträchtigt auch die Verkehrstüchtigkeit, besonders zu Therapiebeginn oder bei Dosiserhöhungen. Oxycodon unterliegt in Deutschland dem Betäubungsmittelgesetz. Das reduziert die Gefahr des Missbrauchs, wie er in den USA zu beobachten ist. Oxycodon wurde dort in der Vergangenheit mit der Opioidkrise in Verbindung gebracht, wo sein Missbrauch ein bedeutendes gesundheitliches Problem darstellt.
24.11.2025
Referenz:
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