
Eine aktuelle Studie aus den USA und Australien legt nahe, dass rund 40% der Patientinnen und Patienten mit chronischen Schmerzen unter Depressionen und Angstzuständen leidet. Allerdings variiert die Prävalenz je nach Schmerzerkrankung.
Im Rahmen eines systematischen Reviews mit Metaanalyse wurden 376 Studien mit insgesamt 347.468 erwachsenen Schmerzpatientinnen und -patienten aus 50 Ländern ausgewertet. Die gepoolte Prävalenz für Depressionen lag bei 39,3%, für Angstzustände bei 40,2%. Zum Vergleich: In den jeweiligen Kontrollgruppen traten diese psychischen Beschwerden lediglich bei 13,9% bzw. 16,4% der Teilnehmenden auf. Das Durchschnittsalter der untersuchten Patienten betrug 51,3 Jahre, wobei der Frauenanteil mit 70,0% überwog.
Die Prävalenz variierte je nach Schmerzart: Am häufigsten waren Depressionen (54,0%) und Angstzustände (55,5%) bei Menschen mit Fibromyalgie zu beobachten, während sie bei Patientinnen und Patienten mit Arthritis bzw. Arthrose mit 29,1% bzw. 17,5% am seltensten auftraten. Insgesamt zeigten sich diese psychischen Begleiterkrankungen besonders häufig bei jüngeren Menschen und Frauen.
Besonders ausgeprägt waren depressive und Angstsymptome bei Personen mit Schmerzzuständen, die mit noziplastischen Schmerzen in Verbindung stehen – also Schmerzen, die aufgrund einer veränderten Nozizeption auftreten, ohne dass eine erkennbare Gewebeschädigung vorliegt. Hierzu zählen Fibromyalgie, das komplexe regionale Schmerzsyndrom und die temporomandibuläre Dysfunktion. Während Angstzustände bei längerer Schmerzdauer verstärkt auftraten, ließ sich dieser Zusammenhang für Depressionen nicht eindeutig nachweisen.
Rund 36,7% der Menschen mit chronischen Schmerzen erfüllten die diagnostischen Kriterien für eine schwere depressive Episode, 16,7% litten unter einer generalisierten Angststörung – Werte, die weit über dem Bevölkerungsdurchschnitt liegen.
Screening von Depressionen und Angstzuständen ist entscheidend
Die Forschungsgruppe um Rachel V. Aaron vom Department of Physical Medicine and Rehabilitation der Johns Hopkins University in Baltimore betont, dass aufgrund der Tatsache, dass ausschließlich Angststörungen mit einer längeren Krankheitsdauer in Verbindung standen, keine eindeutigen Rückschlüsse über die Richtung dieser Assoziationen gezogen werden können. Möglicherweise variiert diese je nach Schmerztyp – so könnten Depressionen und Angstzustände etwa verstärkt mit der Entstehung nozizeptiver Schmerzen verknüpft sein.
„Bei der Behandlung chronischer Schmerzen wird das gleichzeitige Auftreten von Depressionen und Angststörungen oft nicht ausreichend berücksichtigt“, kritisieren die Forschenden um Aaron. Ihre Ergebnisse unterstreichen jedoch die Notwendigkeit, diese weit verbreiteten Komorbiditäten in der Therapie gezielt zu adressieren – insbesondere im Zusammenhang mit nozizeptiven Schmerzen.
Erhöhte Raten an Depressionen und Angstzuständen treten vor allem bei Menschen mit chronischen Schmerzen auf, während sie bei anderen chronischen Erkrankungen mitunter fehlen. Ein besseres Verständnis der zugrunde liegenden Mechanismen ist daher essenziell für eine wirksame Behandlung dieser Beschwerden. Die Versorgung chronischer Schmerzpatienten sollte nicht nur auf individueller Ebene verbessert werden, sondern auch auf gesundheitspolitischer Ebene mehr Beachtung finden.
Für Ärztinnen und Ärzte in der Primärversorgung und in spezialisierten Praxen ist daher ein systematisches Screening auf Depressionen und Angstzustände von entscheidender Bedeutung. Obwohl die interdisziplinäre Schmerzbehandlung – unter Einbindung von Fachärztinnen und Fachärzten für psychische Gesundheit – als Standard gilt, haben viele Betroffene keinen Zugang zu dieser umfassenden Versorgung.
12.04.2025

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