
Die Metaanalyse von Jonathan Henssler und Kollegen von der Universität Köln befasst sich mit der Frage, wie häufig Absetzsymptome nach dem Ende einer Behandlung mit Antidepressiva auftreten und ob diese tatsächlich auf das Absetzen der Medikamente zurückzuführen sind. Hintergrund ist, dass immer häufiger berichtet wird, dass nach dem Absetzen von Antidepressiva verschiedene Beschwerden wie Angst, Reizbarkeit, Schlafstörungen oder Empfindungsstörungen („Stromschläge“) auftreten, die von milden bis hin zu schweren Verläufen reichen können. Bisher war jedoch unklar, wie häufig diese Symptome tatsächlich vorkommen und in welchem Ausmaß sie auf das Absetzen des Medikaments und nicht auf andere Faktoren zurückzuführen sind.
In die Metaanalyse wurden Daten von über 21.000 Patienten aus 44 randomisiert-kontrollierten und 35 Beobachtungsstudien einbezogen. Die Ergebnisse zeigen, dass bei 31 % der Patienten nach dem Absetzen eines Antidepressivums Absetzsymptome auftraten, während 17 % der Patienten nach einem Placebo ähnliche Symptome berichteten. Schwere Absetzsymptome traten bei 2,8 % der Antidepressiva-Gruppe und bei 0,6 % der Placebo-Gruppe auf. Besonders häufig wurden diese nach der Behandlung mit Imipramin (12,3 %), Paroxetin (5,3 %) sowie Desvenlafaxin oder Venlafaxin (5,6 %) beobachtet. Bei Fluoxetin und Sertralin war die Häufigkeit dagegen nicht höher als bei Placebo. Die Autoren schließen daraus, dass zwar etwa jeder dritte Patient nach Absetzen eines Antidepressivums Absetzsymptome erlebt, diese jedoch nur bei etwa jedem sechsten tatsächlich auf das Absetzen des Medikaments zurückzuführen sind.
Der Kommentar von Prof. Dr. med. Philipp Klein aus Lübeck hebt hervor, dass es sich um die erste systematische Untersuchung dieser Art handelt, die methodisch sehr solide ist. Allerdings weist er darauf hin, dass die eingeschlossenen Studien große Unterschiede in ihren Ergebnissen zeigen – ein Umstand, der sich im hohen Heterogenitätsmaß (I² = 94,1 %) widerspiegelt. Diese Abweichungen könnten unter anderem darauf zurückzuführen sein, dass in einigen Studien gezielt nach Absetzsymptomen gefragt wurde, was zu höheren Raten führen kann. Dennoch betonen die Autoren, dass die beobachteten Symptome nicht allein auf Erwartungseffekte zurückgeführt werden sollten. Vielmehr sollten Patientinnen und Patienten, die über Absetzsymptome berichten – insbesondere bei schwerem Verlauf – ernst genommen und entsprechend unterstützt werden.
09.10.2025

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