In diesem Jahr hat mir mein Untermieter nicht erlaubt, mit den anderen Gruppenleiter: innen des Netzwerks auf den Messestand andere Betroffene, Angehörige und Interessierte zu beraten.
Dennoch war es mir wichtig die Messe als Tagesgast zu besuchen, um über aktuelle Hilfsmittel und das Thema „Rehabilitation“ auf dem Laufenden zu bleiben. Nachdem die Rehab pandemiebedingt zweimal verschoben wurde, ist es schön, dass nun endlich wieder Publikumsmessen möglich sind.
Außergewöhnlich bemerkenswert war aber für mich, dass die Stadt Karlsruhe es auch in zwei Jahren nicht geschafft hat, ihren ÖPNV behindertengerecht zu gestalten. Bei der letzten Rehab 2019 stellten wir schon fest, dass fast alle Straßenbahnen in Karlsruhe auf den Anzeigetafeln recht inflationär mit einem Rollstuhlsymbol versehen werden. Es handelt sich dabei zwar meistens um Niederflurbahnen, nur leider haben sie wie bisher vergessen, die Bahnsteige darauf anzupassen. Der Einstieg hat meistens keine Klapptrittstufen, aber der Abstand zwischen Bahnsteig und Bahn wird für manch gehbehinderte Menschen und erst recht für Rollstuhlfahrer zur Hochsprung- oder Tieffall-Disziplin. Zumindest haben die Fahrer des Messe-Busshuttles gelernt, dass ihre Busse eine herausklappbare Rampe im Mittelteil besitzen und sind beim Ausklappen dieser auch tatsächlich behilflich.
Da die Messe Karlsruhe in der nahegelegenen Stadt Rheinstetten, quasi auf der grünen Wiese errichtet wurde, mussten wir eine der unzähligen Straßen- oder S-Bahnen in diese Richtung nehmen. Letztere verkehren in Karlsruhe nämlich auf denselben Gleisen wie die Straßenbahn durch die Stadt – sehr verwirrend. Leider befindet sich auf dieser Strecke zur Messe zurzeit ein Schienenersatzverkehr, weil hier in größerem Maße Schienen ausgewechselt werden. Immerhin gibt es einen Express-Ersatzbus, der nicht an jeder Milchkanne hält und die Messebesucher auch bis fast an die Messe bringt. Danach folgt ein kurzer Fußweg von ca. 300 Metern.
Das Problem ist aber, dass zwischen der Haltestelle und der Messe eine vierspurige Schnellstraße und eine große Kreuzung liegt. Vergeblich wird man hier nach Fußgängerampeln suchen, aber es wird mittels kleinen Schildes auf eine Unterführung hingewiesen. Diese Unterführung findet man auch schnell, weil sie an einem blauen Hinweisschild für eine Treppe beginnt. Und das bei der europaweit größten Rehabmesse!
Kurz orientiert, was die Messe so hergibt – zwei Hallen und die dm-Arena für Live-Vorführungen, Testparcours und andere Aktionen.
Da ich auf vorangegangenen Messen die sehr hilfreichen Dienste des Scooter-Verleihs kennengelernt habe, wollte ich mir auch dieses Mal so ein Gefährt für den Messetag ausleihen. Aber wer versucht, am zweiten Messetag um 10:30 Uhr (die Messe öffnet um 10.00 Uhr) ohne Reservierung einen Scooter auszuleihen, der glaubt auch noch an den Weihnachtsmann!
Aber wir bekamen den Hinweis, dass der Scooter-Anbieter in Halle zwei sicherlich noch welche vorrätig hat. Also im Schweinsgalopp bis zum Ende der Halle 2 und einen Scooter geholt und damit zurück zum Start in der dm-Arena, einer kleinen Mehrzweckhalle, die auch für Nicht-Messe-Veranstaltungen genutzt wird. Hier wurde gerade von einem Rollifahrer gezeigt, warum Boxen ein guter Ausgleichssport für Rollifahrer ist und wie man sich im Rolli verteidigt. Außerdem wurden hier außergewöhnliche Rollis vorgestellt und konnten auch ausprobiert werden.
Daran anschließend ging es in die Halle 3, die aber nur zur Hälfte von Ausstellern belegt war. Hier gab es die Themenbereiche Bauen & Wohnen, Kinder- & Jugendrehabilitation und Hören. Weiterhin war in dieser Halle der Selbsthilfe-Bereich untergebracht. Neben den üblichen Ständen der BAG Selbsthilfe, verschiedenen seltenen und nicht-seltenen Erkrankungen fanden wir recht schnell den Stand vom CRPS Netzwerk, in diesem Jahr mit einem größeren Stand und sogar Sitzgelegenheiten. Neben dem Infotisch mit unzähligen Flyern, Schleifen und anderen Infoartikeln dominierten den Stand große Rollups zur Mitgliedschaft, zur Krankheit, zur Vision der Organisation und zu den sozialen Medien. Der Stand war sehr gefragt und wurde ständig von interessierten Menschen umlagert. Die Standcrew hatte daher ordentlich zu tun.
Auf der Freifläche zwischen den Hallen gab es viele Tische und Bänke und eine Grillstation, an der für das leibliche Wohl gesorgt wurde. Die Halle 1 war gänzlich unbelegt und es blieb uns dann nur noch die Halle 2, vor allem, um den Scooter zurückzubringen. Die Halle 2 war nur zur Hälfte mit Anbietern Gehirn & Neuroreha, Homecare & Pflege, Mobilität & Alltagshilfen und Therapie & Praxis belegt. Hier konnte ich mich über ein paar neue Entwicklungen informieren und interessante Gespräche führen.
Dennoch wäre von der 21. Rehab, Europas größte Rehabmesse mehr zu erwarten gewesen. Entweder, es haben sich noch nicht alle Anbieter und Aussteller getraut nach der langen Zeit des Lockdowns, oder es haben verschiedene Aussteller die lange Durststrecke nicht überstanden. Die Rehab findet normalerweise alle zwei Jahre statt.
Wir freuen uns, dass die Rehacare in Düsseldorf jedes Jahr stattfindet, und für uns auch als Tagesgast besser erreichbar ist und auch in diesem Jahr wieder startet.
Wir werden berichten.